Herr Ruge, wie funktionieren die neuen Bürgerinformationssysteme in Bochum und Moers? Wie kommen Sie an die Daten und wie bereiten Sie diese nutzerfreundlich auf?
Ernesto Ruge: Die Initiative OpenRuhr greift die Daten direkt von den Ratsinformationssystems-Internetseiten der Stadt ab und schreibt diese abstrahiert in eine große Datenbank. Aus dieser wird dann die OpenRuhr:RIS Oberfläche gespeist, außerdem gibt es eine Zugriffsmöglichkeit für fremde Anwendungen.
Zu welchen Zwecken können Interessierte das neue Bürgerinformationssystem nutzen?
OpenRuhr:RIS versucht, die Interessen des Bürgers in den Mittelpunkt zu stellen. Das geschieht einerseits, indem eine Umkreissuche auf Basis einer eingegebenen Straße durchgeführt werden kann. So kann der Bürger schnell erfahren, was in seiner direkten Umgebung passiert und warum zum Beispiel die Baustelle vor seiner Haustür ist. Außerdem gibt es eine Stichwort-Suche, welche auch die Inhalte der Anhänge mit berücksichtigt. So kann ein interessierter Bürger rein auf Basis seines inhaltlichen Interesses Informationen über die politischen Vorgänge bekommen.
Was hat Sie auf die Idee eines alternativen Bürgerinformationssystems gebracht und was ist das Ziel?
Die Idee für OpenRuhr:RIS ist in der alltäglichen Verwendung des Orginal-Ratsinformationssystems entstanden. Eine Recherche dort ist insbesondere für Menschen, die keine Experten für kommunale Verwaltungsstrukturen sind, zum Teil schon recht herausfordernd. Außerdem fehlen Funktionen wie das direkte Verlinken auf PDFs. Als Marian Steinbach mit offeneskoeln.de Inspiration und Vorlage lieferte, war schnell klar, dass das ein ideales Projekt für die im März 2013 gegründete Initiative OpenRuhr ist. Wir verfolgen damit das Ziel, einen leichteren, intuitiveren Zugang zur kommunalen Politik zu ermöglichen und so mehr Transparenz und Beteiligung zu ermöglichen.
Stehen Ihnen alle wichtigen Informationen der Kommunen zur Verfügung oder wünschen Sie sich einen Zugriff auf noch mehr Daten?
Für OpenRuhr:RIS stehen alle wichtigen Daten zur Verfügung, jedoch ist der Abruf zur Zeit äußerst aufwändig. Eine Unterstützung des sich in Entwicklung befindlichen freien Standards OParl. wäre daher wünschenswert. Darüber hinaus befindet sich OpenData in Deutschland aber noch in den Kinderschuhen, es gibt viele Datensätze, aus denen man spannende Applikationen bauen kann und sie ggf. auch mit den Daten von OpenData:RIS verknüpfen kann. Hier wäre es schön, wenn das Ruhrgebiet dem Beispiel von Moers folgen würde und zusammen umfangreiche offene Daten zur Verfügung gestellt werden könnten.
Das Bündnis "NRW blickt durch" fordert ein Transparenzgesetz, durch das Behörden verpflichtet werden sollen, Informationen wie Gutachten, Statistiken und Verträge immeröffentlich zu machen. Wäre ein solches Gesetz eine Hilfe für Ihr Bürgerinformationssystem?
Das Transparenzgesetz hätte für OpenRuhr:RIS keine allzu großen Folgen, da die Informationen des Ratsinformationssystems bereits heute öffentlich abrufbar sind. Trotzdem wird das Transparenzgesetz benötigt, denn wie in der vorherigen Frage erläutert kann man die Ratsdaten mit vielen weiteren Daten verknüpfen und auch ganz neue Projekte entwickeln. Hierfür fehlt zurzeit die Datenbasis, die mit dem Transparenzgesetz herstellt werden würde.